Brot und Wein für die Messfeier nur von vertrauenswürdigen Herstellern
Mit Datum des Fronleichnamsfestes, dem 15. Juni 2017, unterzeichnete der Präfekt der Gottesdienstkongragation einen Rundbrief an die Bischöfe zur Brot- und Wein-Materie für die Messfeier.
Anlass für das Schreiben
ist offenbar, dass es zunehmend mehr Möglichkeiten für die Bestellung von Hostien und Messwein auch im Internet gibt. Da ist es nicht immer leicht festzustellen, ob die angebotenen Produkte den Kriterien des liturgischen Rechts entsprechen.
Dieses ► Rundschreiben ändert allerdings nichts an den bisherigen Vorgaben.
Bereits im Juli 2003 gab die Glaubenskogregation in einem Rundbrief an die Präsidenten der Bischofskonferenzen Normen über den Gebrauch von Brot mit niedrigem Gluten-Anteil und von Most als Materie der Eucharistie für Personen, die aus verschiedenen schwerwiegenden Gründen normal zubereitetes Brot oder normal gegärten Wein nicht zu sich nehmen können.
"Glutenfreie Hostien"
Im Handel gibt es 2 verschiedene Arten von "glutenfreien" Hostien:
- glutenfreien Oblaten aus Kartoffelstärke, die absolut glutenfrei sind. Diese sind für die Eucharistiefeier in der Katholischen Kirche nicht zugelassen, da sie nicht dem katholischen Kirchenrecht entsprechen, das für die Eucharistie ungesäuertes Weizenbrot vorschreibt.
- Als "glutenfrei" dürfen auch Lebensmittel bezeichnet werden, die weniger als 20 ppm (20mg/kg) Gluten enthalten. Festgelegt ist dies durch eine ► EU-Lebensmittelverordnung (Artikel 3).
Es gibt Hostienbäckereien, die "glutenfreie Hostien" mit diesem niedrigen Grenzwert von max. 20ppm anbieten.
[Bislang konnte bei Hostien meist ein Grenzwert von 80 ppm aus technischen Gründen kaum unterschritten werden. Hostien mit diesem Grenzwert durften bis zur ► EU-Lebensmittelverordnung von 2007 als "glutenfrei" bezeichnet werden. Jetzt sind sie als "glutenarm"/"glutenreduziert" zu bezeichnen.]
Eucharistisches Brot, das diese Kriterien erfüllt, darf für die Messfeier in der Katholischen Kirche verwendet werden, da es als Weizenbrot gilt.
Personen, die auch diese geringen Mengen an Gluten nicht vertragen, können kommuninzieren, indem sie ausschließlich das "Blut Christi" empfangen.
Nähere Informationen
bietet eine Publikation des Deutschen Liturgischen Instituts: ... und esset alle davon? Zum Umgang mit der Kommunion bei Gluten-Unverträglichkeit. Die Broschüre ist um € 2.- auch im Österreichischen Liturgischen Institut erhältlich: oeli@liturgie.at |
Kommunion unter beiderlei Gestalten
Die Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil haben die Möglichkeit für die Kommunion unter beiderlei Gestalten, also den Empfang von "Leib und Blut Christi" für alle Mitfeiernden, erheblich ausgeweitet. Diese Praxis ist auch liturgietheologisch wünschenswert.
Wo diese Praxis geübt wird, bedarf es keiner Sonderbehandlung für Menschen mit Glutenunverträgichkeit: Sie können - wie alle anderen auch - das Blut Christi empfangen.
Anfrage an die Praxis: Anteil an dem einen Leib
Ebenso wichtig wie die Fragen nach der "biochemischen" Zusammensetzung der eucharistischen Materie wäre und ist die Gestalt des Brotes für die Messfeier und der Umgang damit. Die entsprechenden Vorgaben des Messbuchs werden fast durchgängig wenig beachtet und scheinbar auch nicht im gleichen Maße deutlich eingemahnt:
Die Aussagekraft des Zeichens verlangt, daß man die Materie der Eucharistie tatsächlich als Speise erkennt. Daher soll das eucharistische Brot, auch wenn es ungesäuert ist und in der herkömmlichen Form bereitet wird, so beschaffen sein, daß der Priester bei einer Gemeindemesse das Brot wirklich in mehrere Teile brechen kann, die er wenigstens einigen Gläubigen reicht. Die kleinen Hostien sind jedoch keineswegs ausgeschlossen, falls die Zahl der Kommunizierenden oder andere seelsorgliche Überlegungen sie erforderlich machen. Das Brotbrechen, das in apostolischer Zeit der Eucharistiefeier ihren Namen gab, bringt die Einheit aller in dem einen Brot wirksam und deutlich zum Ausdruck. Ebenso ist es ein Zeichen ... Liebe, da dieses eine Brot unter Brüdern [und Schwestern] geteilt wird.
(Allgemeine Einführung in das römische Messbuch Nr. 283).
Ziel der Bestimmung des Messbuchs ist eine zentrale Erfahrung der Feiernden:
Im Zerteilen eines Brotes findet die Lebenshingabe Jesu Ausdruck. Er war bereit, sich brechen zu lassen, sich in Liebe zu verschenken. Darin hat unser aller Leben Zukunft.
Wer ein Stück vom Ganzen empfängt, erlebt zudem, was "Kommunion" bedeutet: Gemeinschaft und Verbunden-Sein mit den anderen in Jesus Christus. In diesem Sinn beten wir etwa im Dritten Eucharistischen Hochgebet:
Stärke uns durch den Leib und das Blut deines Sohnes und erfülle uns mit dem Heiligen Geist, damit wir e i n Leib und e i n Geist werden in Christus.
Christoph Freilinger