Die Frage nach liturgischen Orten und Feiern der Versöhnung beantwortet sich nicht allein im Angebot von Beichte, Bußgottesdiensten und monatlichen „Stunden der Barmherzigkeit“. Sie verlangt auch eine Praxis, die an der individuellen krisenhaften Lebenswirklichkeit von Menschen ansetzt und diese sakramental-liturgisch in die heilende Gottesnähe (zurück)begleitet. Wer schwere Zeiten durchmacht, ist selten rasch damit fertig. Das Leben fundamental oder auch nur in einem Aspekt nachhaltig zu ändern, von fremder und eigener Schuld zu lassen, verlangt Mut und göttlichen Beistand: Gebrochene Herzen und schmerzende Wunden (Ps 147,3) heilen langsam – ein Wissen, das jeder medizinischen und psychotherapeutischen Behandlung zugrunde liegt und das sich im sakramental- liturgischen Versöhnungshandeln der Kirche (wieder neu) bewahrheiten könnte: Mögliche Erfahrungen gemeindlicher Weggefährtenschaft in Lebenskrisen.
Mag. DDr. Ingrid Fischer ist Wissenschaftliche Assistentin der „Theologischen Kurse“ in Wien und u. a. auch Mitglied in der Redaktion von „Heiliger Dienst“.