Der Festvortrag zum 50. Jahrestag der Errichtung des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Universität Salzburg sieht eine Verbindung zwischen Luthers berühmter Torgauer Formel (1544) und der dialogischen Wesensbestimmung von Liturgie durch das Zweite Vatikanum: Liturgie ist primär Gottes (Heils-)Dienst am Menschen, der darauf im Beten und Singen antwortet.
Liturgie als dialogisches Geschehen, in dem der Predigt eine besondere Bedeutung zukommt, ist nicht so zu interpretieren, dass göttliche Anrede und menschliche Antwort auf einzelne liturgische Akte und Rollen zu verteilen wären; vielmehr durchdringen sich beide Aspekte in der ganzen Liturgie wechselseitig. Dies wird in einer siebenfachen Dialektik entfaltet vor dem Hintergrund der Frage, ob und wie die Gegenwart Gottes und seine Zuwendung heute als wahr erfahren werden kann.
Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Meyer-Blanck ist Professor für Praktische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.