Die Reform der Tagzeitenliturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil brachte grundlegende Änderungen in Vollzug und Verständnis der Psalmen im Stundengebet. Am Beispiel der sogenannten Trauermetten reflektiert der Beitrag wesentliche Veränderungen und die damit einhergehenden inhaltlichen Verschiebungen: Die Auswahl der Psalmen und der sie deutenden Antiphonen haben in der geltenden Ordnung den „Schrei (Jesu) aus der Tiefe“ verstummen lassen; in optimistischer Heilsgewissheit wird der österliche Triumph vorweggenommen, wodurch die Identifikationsmöglichkeit mit existenziellen menschlichen Erfahrungen der Gottferne verloren ging.
Mag. DDr. Ingrid Fischer
arbeitet als Programmleiterin bei den Wiener Theologischen Kursen, AKADEMIE
am DOM. Seit 2014 ist die Liturgiewissenschaftlerin Mitglied in der Redaktion von
Heiliger Dienst.