Was sich verändert, wenn man ein Lied (nicht) verschneidet
Abstract: H|D 75 (2021) 227–233
Das ursprünglich als Weihnachtshymnus verfasste Adventlied Komm du Heiland aller Welt verdichtet das ganze Christusereignis von der Entäußerung des göttlichen Logos in der Menschwerdung bis hinab in das „Reich des Todes“, um die gefallene Menschheit zum Vater heimzuführen. Die Auslassung einzelner Strophen in aktuellen Gesangbüchern verstellt teilweise diesen österlichen Zusammenhang; vor allem aber geht mit der ersten Strophe des ambrosianischen Hymnus eine wesentliche Pointe verloren: Der Gott Israels wird als Erlöser der „Heiden“ erwartet, also derer, die nicht zu Israel gehören.
Prof. Dr. Harald Buchinger
ist Professor für Liturgiewissenschaft an der Fakultät für Katholische Theologie
und Director des Centre for Advanced Studies „Beyond Canon_“ der Universität
Regensburg sowie Direktor des Institutum Liturgicum Ratisbonense.