Rituale als gemeinschaftliche, überindividuelle Handlungsformen folgen gewissen Gesetzmäßigkeiten. Die gelten auch für die Sprache als Teil dieser Vollzüge: Das komplexe und hochdifferenzierte Sprechhandeln im Ritual ist analog zur Poesie mehr als Kommunikation und Informationsweitergabe. Sprache im Ritual will in Form und Inhalt mit einer gewisse Distanz zur Alltagskommunikation einen außeralltäglichen Raum eröffnen, der den Alltag überschreiten lässt und es den einzelnen Teilnehmer·innen ermöglicht, auf ihre je eigene Weise dem im Ritual transportierten Sinnüberschuss zu begegnen.
Univ.-Prof. Dr. Alexander Zerfaß
ist Professor für Liturgiewissenschaft und Sakra- mententheologie an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Salzburg.