Die Reform der Tagzeitenliturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil brachte grundlegende Änderungen in Vollzug und Verständnis der Psalmen im Stundengebet. Am Beispiel der sogenannten Trauermetten reflektiert der Beitrag wesentliche Veränderungen und die damit einhergehenden inhaltlichen Verschiebungen: Die Auswahl der Psalmen und der sie deutenden Antiphonen haben in der geltenden Ordnung den „Schrei (Jesu) aus der Tiefe“ verstummen lassen; in optimistischer Heilsgewissheit wird der österliche Triumph vorweggenommen, wodurch die Identifikationsmöglichkeit mit existenziellen menschlichen Erfahrungen der Gottferne verloren ging.
Mag. DDr. Ingrid Fischer
arbeitet als Programmleiterin bei den Wiener Theologischen Kursen, AKADEMIE
am DOM. Seit 2014 ist die Liturgiewissenschaftlerin Mitglied in der Redaktion von
Heiliger Dienst.
Bettina Wellmann
„Schaut zu, wie der Herr euch
heute rettet“ (Ex 14,13)
Was fehlt, wenn die Lesung von Exodus 14 in der Osternacht fehlt?
Abstract: H|D 75 (2021) 197–201
„Versuch nicht zuerst, die Bibel zu verstehen. Lass dich auf sie ein. Deine Geschichte beginnt mit ihr, wenn der Widerstand in dir gegen sie wächst.“ (Wilhelm Bruners)
Die Erzählung vom Tod der Ägypter für die Rettung Israels löst Widerstände in vielen Feiergemeinden aus. Sie deshalb nicht zu Gehör zu bringen, enthält den Feiernden etwas vor.
Dr. Bettina Wellmann
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Katholischen Bibelwerk e. V.
Detlef Hecking
Von der Bindung Isaaks in der Ostervigil
Gen 22 als Chance und Herausforderung
Abstract: H|D 75 (2021) 189–196
Der Beitrag arbeitet die Offenheit, das Ungesagte der Erzählung von der Bindung Isaaks heraus und eröffnet so eine Teilnehmer*innen-Perspektive (im Gegensatz zu einer Beobachterposition). Das mindert nicht die Unerträglichkeit des Erzählten, verbindet aber mit menschlichen Erfahrungen der Unbegreiflichkeit Gottes. In der Osternacht verkündet, trägt die Lesung in die Osterbotschaft ein, was die Evangelien mit der dreitägigen Todesnacht Jesu nur andeuten: die mit dem Tod Jesu nicht übergehbare radikale Infragestellung seiner Botschaft vom nahegekommenen Gott, der sich aber letztendlich jedesmal als Gott des
Lebens erweist.
Detlef Hecking
ist Pastoralverantwortlicher im Bistum Basel / Schweiz und Lehrbeauftragter für
Neues Testament am Religionspädagogischen Institut der Universität Luzern.
Von 2012–2021 war er Leiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Kath. Bibelwerks in Zürich.
Susanne Heine
Was niemand mehr hören will
Religionspsychologische Schlaglichter auf die christliche
Überlieferung
Abstract: H|D 75 (2021) 180–188
Religionspsychologie erforscht, wie sich die psychische Dynamik von
Menschen in ihrem lebensweltlichen Kontext mit religiösen Inhalten als
Symbolsystemen verbinden kann. Ausgehend von Beispielen der biblischen
Überlieferung wird anhand von psychologischen Wahrnehmungen zu
Selbstbild, Selbstbestimmung und Selbstwert aufgezeigt, warum bestimmte
Texte und Motive (heute) auf Widerstand stoßen.
Univ.-Prof. Dr. Susanne Heine
ist Professorin für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der
Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.
Matthias Hamann
Rom in Halle
Stellvertreterwallfahrt am Neuen Stift in Halle
Abstract: H|D 75 (2021) 155–168
Erzbischof Albrecht von Brandenburg erhielt 1519 von Papst Leo X. für das Neue Stift in Halle ein Ablassprivileg, das die Ablässe der Römerfahrt all jenen zusicherte, die an bestimmten Tagen des Jahres u. a. sieben Altäre der Stiftskirche besuchten. Der Artikel geht dem Phänomen der Stellvertreterwallfahrt in Verbindung mit der sogenannten Wallfahrt im Geiste nach und verortet die genannten sieben Altäre im Blick auf die Sakraltopologie des Neuen Stifts.
Dr. Matthias Hamann
ist seit 2016 Pfarrer der katholischen Pfarrei Dessau und damit Propst an der Dessauer Propsteikirche sowie Leiter der Stabsstelle für Liturgie und Kunst im Bischöflichen Ordinariat Magdeburg.
Christoph J. Amor
Gegenwart und Wirksamkeit der
Kirche im Cyberspace
Dogmatische Vorüberlegungen
Abstract: H|D 75 (2021) 147–154
Der digital turn geht an der katholischen Kirche nicht spurlos vorüber. Über Möglichkeit und Sinnhaftigkeit virtueller Sakramente wird momentan lebhaft diskutiert. Der Beitrag befasst sich unter dogmatischer Rücksicht mit zwei Problemen, die der aktuellen Debatte vorgelagert sind: Kann die Kirche ihrem Wesen und ihrem Auftrag auch im Internet treu bleiben? Ist Gnadenvermittlung im virtuellen Raum denkbar?
Dr. Christoph J. Amor
ist Professor für Dogmatische und Ökumenische Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen.
Moni Egger
In fremde Welten entführen
Bibel erzählen
Abstract: H|D 75 (2021) 140–146
Der digital turn geht an der katholischen Kirche nicht spurlos vorüber. Über Möglichkeit und Sinnhaftigkeit virtueller Sakramente wird momentan lebhaft diskutiert. Der Beitrag befasst sich unter dogmatischer Rücksicht mit zwei Problemen, die der aktuellen Debatte vorgelagert sind: Kann die Kirche ihrem Wesen und ihrem Auftrag auch im Internet treu bleiben? Ist Gnadenvermittlung im virtuellen Raum denkbar?
Dr.in Monika Egger
ist Alttestamentlerin, Märchen- und Bibelerzählerin, freischaffende Theologin, Gründungsmitglied von BibelErz – Verein für biblische Erzählkunst, Mitglied in der Redaktion der FAMA – feministisch-theologische Zeitschrift der Schweiz | www.fama.ch | www.bibelerz.