Braucht der Mensch Liturgie – und wenn ja wieviel wovon?
Abstract: H|D 74 (2020) 178–188
Menschen sehnen sich nach Segen, sie sehnen sich nach Gott und sie haben das Bedürfnis dieser Sehnsucht einen rituellen Ausdruck zu verleihen. Dies gelingt allerdings für viele Menschen mit den traditionellen, offiziell angebotenen liturgischen Formen zunehmend schlechter. Manches hat für den modernen Menschen an Plausibilität und Relevanz verloren, anderes ist ihm umso wichtiger, das er in der Liturgie nur ansatzweise findet. Es braucht deshalb neben den bestehenden Liturgien neue liturgische Formate, die nur im Hören auf die Menschen und ihre Bedürfnisse gefunden werden können. Nur so kann ein liturgischer Resonanzraum erhalten bleiben, in dem sich auch weiterhin Gottes-Dienst ereignet.
Ass.-Prof. Dr. Frank Walz
ist Liturgiewissenschaftler an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Salzburg und Diakon in der Erzdiözese Salzburg.
Benedikt Kranemann
Anthropologische Spurensuche in der Liturgie
Abstract: H|D 74 (2020) 170–177
Liturgiewissenschaft als theologische Disziplin muss immer auch die Menschen mit ihren Lebensäußerungen und Erfahrungen im Blick haben. Der Beitrag skizziert theologische Aussagen über das Menschsein, die durch Texte und Vollzüge in die Liturgie eingetragen sind, und sieht im Nachdenken über die Anthropologie der Liturgie einen Schlüssel zu ihrer kritischen Reflexion.
Prof. Dr. Benedikt Kranemann
ist Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Erfurt und Leiter des Theologischen Forschungskollegs der Universität Erfurt.
Rudolf Pacik
Die Fürbitte für die Juden im Karfreitags-Hauptgottesdienst
Abstract: H|D 74 (2020) 147–154
Die seit dem Frühmittelalter überlieferte Karfreitags-Liturgie enthält mehrere Elemente, die man lange als Anklage gegen das jüdische Volk deutete und zu antijüdischer Polemik missbrauchte. Dazu gehört der entsprechende Abschnitt der Großen Fürbitten. Stationen seiner Entwicklung werden in diesem Beitrag dargestellt.
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Pacik
pensionierter Professor für Liturgiewissenschaft in Salzburg und akademisch ausgebildeter Organist, ist u. a. Mitglied der Liturgiewissenschaftlichen Gesellschaft Klosterneuburg und der Ökumenekommission der Erzdiözese Salzburg sowie langjähriges Redaktionsmitglied von Heiliger Dienst.
Christoph Freilinger
"O du mein Volk"
Abstract: H|D 74 (2020) 142–146
Die Improperien und die Nachdichtung im Lied "O du mein Volk" (GL-Österreich 822) beförderten in der Geschichte – zu Unrecht – den Gottesmord-Vorwurf an die Juden und damit antijüdische Affekte. Wird das Lied heutzutage verwendet, bedarf es deshalb einer entsprechenden Erschließung.
Dr. Christoph Freilinger
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Österreichischen Liturgischen Institut und in der Schriftleitung von
Heiliger Dienst.
Irene Mildenberger / Katharina Wiefel-Jenner
Anstelle von, ohne oder mit Israel singen
Abstract: H|D 74 (2020) 129–141
Ausgehend von Nachdichtungen zu Ps 130 sensibilisiert der Beitrag für die Problematik einer potenziellen christlichen Vereinnahmung Israels, um dann zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, im Singen des Israel-Namens das Zeugnis des erstberufenen Gottesvolkes wachzuhalten: Denn ohne diese Bezüge verlieren die Glaubenszeugnisse im Lied Grund und geschichtliche Einbindung. So wird Gottes Handeln nur in der Enge der eigenen Glaubenserfahrung wahrgenommen und der Aussicht auf Zukunft fehlt die Weite.
Pfarrerin Dr.in Katharina Wiefel-Jenner
bildet als Dozentin für Liturgik und Homiletik Ehrenamtliche für den Verkündigungsdienst aus.
Pfarrerin Dr.in Irene Mildenberger
ist nach langjähriger Arbeit als Liturgiewissenschaftlerin Pfarrerin in Bayreuth St. Georgen.
Beide Autorinnen sind Fachberaterinnen im Liturgischen Ausschuss der VELKD.
Nikodemus Claudius Schnabel
Die Verehrung der Heiligen des Alten Testaments in der christlichen Liturgie
Ein kurzer Zwischenruf zur Sensibilisierung
Abstract: H|D 74 (2020) 124–128
Noch nie war es gebotener, die historisch gewachsene liturgische Verehrung der Heiligen des Alten Testaments im römischen Ritus wiederzuentdecken – und noch nie stand man ökumenisch isolierter da, wenn man sich dem weiterhin verweigert.
P. Dr. Nikodemus Claudius Schnabel OSB
ist Benediktinermönch der Dormitio-Abtei in Jerusalem, Dozent für Ostkirchenkunde im Theologischen Studienjahr Jerusalem und seit 2011 Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft (JIGG). Seit 2007 ist er für die Wiener Stiftung PRO ORIENTE aktiv, seit 2016 als Konsultor.
Ingrid Fischer
Diener am Heiligtum
Alttestamentliche Typologien in den römischen Ordinationsgebeten
Abstract: H|D 74 (2020) 111–123
Der Beitrag geht alttestamentlichen Typologien in den Weihegebeten zur Ordination von Bischöfen, Presbytern und Diakonen nach. Dabei tritt seit dem 3. Jh. ein höchst unbefangener Umgang mit kultischer Begrifflichkeit des Alten Testaments zu Tage. Typologien wahren einerseits die für die christlich-kirchliche Identität unaufgebbare Gemeinsamkeit mit Israel und können dem Ehrwürdig-Älteren positiv Geltung verschaffen. Als problematisch erweisen sie sich jedoch, wenn Unähnlichkeiten in Analogien nicht beachtet und Ebenen gewechselt werden, sodass es zur Vermischung von Metaphorik und Objektsprache kommt.
Mag. DDr. Ingrid Fischer
arbeitet als Programmleiterin bei den Wiener Theologischen Kursen, AKADEMIE am DOM. Seit 2014 ist die Liturgiewissenschaftlerin Mitglied in der Redaktion von Heiliger Dienst.