Ausgehend von Nachdichtungen zu Ps 130 sensibilisiert der Beitrag für die Problematik einer potenziellen christlichen Vereinnahmung Israels, um dann zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, im Singen des Israel-Namens das Zeugnis des erstberufenen Gottesvolkes wachzuhalten: Denn ohne diese Bezüge verlieren die Glaubenszeugnisse im Lied Grund und geschichtliche Einbindung. So wird Gottes Handeln nur in der Enge der eigenen Glaubenserfahrung wahrgenommen und der Aussicht auf Zukunft fehlt die Weite.
Pfarrerin Dr.in Katharina Wiefel-Jenner
bildet als Dozentin für Liturgik und Homiletik Ehrenamtliche für den Verkündigungsdienst aus.
Pfarrerin Dr.in Irene Mildenberger
ist nach langjähriger Arbeit als Liturgiewissenschaftlerin Pfarrerin in Bayreuth St. Georgen.
Beide Autorinnen sind Fachberaterinnen im Liturgischen Ausschuss der VELKD.
Nikodemus Claudius Schnabel
Die Verehrung der Heiligen des Alten Testaments in der christlichen Liturgie
Ein kurzer Zwischenruf zur Sensibilisierung
Abstract: H|D 74 (2020) 124–128
Noch nie war es gebotener, die historisch gewachsene liturgische Verehrung der Heiligen des Alten Testaments im römischen Ritus wiederzuentdecken – und noch nie stand man ökumenisch isolierter da, wenn man sich dem weiterhin verweigert.
P. Dr. Nikodemus Claudius Schnabel OSB
ist Benediktinermönch der Dormitio-Abtei in Jerusalem, Dozent für Ostkirchenkunde im Theologischen Studienjahr Jerusalem und seit 2011 Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft (JIGG). Seit 2007 ist er für die Wiener Stiftung PRO ORIENTE aktiv, seit 2016 als Konsultor.
Ingrid Fischer
Diener am Heiligtum
Alttestamentliche Typologien in den römischen Ordinationsgebeten
Abstract: H|D 74 (2020) 111–123
Der Beitrag geht alttestamentlichen Typologien in den Weihegebeten zur Ordination von Bischöfen, Presbytern und Diakonen nach. Dabei tritt seit dem 3. Jh. ein höchst unbefangener Umgang mit kultischer Begrifflichkeit des Alten Testaments zu Tage. Typologien wahren einerseits die für die christlich-kirchliche Identität unaufgebbare Gemeinsamkeit mit Israel und können dem Ehrwürdig-Älteren positiv Geltung verschaffen. Als problematisch erweisen sie sich jedoch, wenn Unähnlichkeiten in Analogien nicht beachtet und Ebenen gewechselt werden, sodass es zur Vermischung von Metaphorik und Objektsprache kommt.
Mag. DDr. Ingrid Fischer
arbeitet als Programmleiterin bei den Wiener Theologischen Kursen, AKADEMIE am DOM. Seit 2014 ist die Liturgiewissenschaftlerin Mitglied in der Redaktion von Heiliger Dienst.
Clemens Leonhard
Die Gebete zur Gabenbereitung
Jüdische Liturgie in der katholischen Messe
Abstract: H|D 74 (2020) 103–110
Die Gebete zur Gabenbereitung sind den Brakhot (Benediktionen) ähnlich, die im Judentum seit der Antike vor dem Essen gesprochen werden. Der Essay skizziert die Umstände ihrer Einführung und versucht, diesen Vorgang zu bewerten. Dabei zeigt sich, dass die Motive für die Einführung dieser Gebete und die späteren Erklärungen zu diesen Motiven von einer ahistorischen Ideologie über das Judentum geprägt sind.
Prof. Dr. Clemens Leonhard
vertritt seit 2006 Liturgiewissenschaft an der Universität Münster. Er arbeitet zu Fragen der alten Liturgiegeschichte und des Verhältnisses zwischen jüdischer und christlicher Liturgie, zur Geschichte der Eucharistie und der Feste, besonders Pesach und Ostern.
Interview mit Heinz-Günther Schöttler
„at eye level“
Altes und Neues Testament: gleich wertig und gleich würdig
Abstract: H|D 74 (2020) 96–102
Christen beginnen schon früh, die Bibel Israels ausschließlich vom Neuen Testament her zu lesen und christologisch auszulegen. Es gehört zu den essenziellen Lernaufgaben von Christinnen und Christen, dass Gott sich von Anfang an selbst mitteilt – und das ist weder minderbar noch steigerbar.
Die Fragen des Interviews stellte Christoph Freilinger.
Dr. Heinz-Günther Schöttler
ist Professor emeritus für Pastoraltheologie in Regensburg, Mitglied im Gesprächskreis Juden und Christen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken sowie seit 2006 Ephraim-Veitel-Dozent für Homiletik am liberalen Abraham-Geiger-Kolleg, Berlin.
Detlef Hecking
„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“(Röm 11,18)
Wie der Dialog mit dem Judentum christliche Bibellektüre verändert
Abstract: H|D 74 (2020) 86–95
Der Dialog mit dem Judentum verändert den christlichen Umgang mit der Heiligen Schrift, denn er führt dazu, jüdische Bibelauslegung in ihrer Eigenständigkeit anzuerkennen. Es braucht jedoch noch viel Arbeit, damit dieser Paradigmenwechsel auch im sensus fidelium selbstverständlich wird. Zahlreiche Hilfsmittel unterstützen diese Aufgabe in Predigt, Katechese und Bibelpastoral.
lic. theol. Detlef Hecking
ist Leiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks und Lehrbeauftragter für Neues Testament am Religionspädagogischen Institut der Universität Luzern.
Martin Sindelar
Liturgie und Pastoralpläne
Anleitung zum Reiten eines toten Pferdes
Abstract: H|D 74 (2020) 2–7
Am Anfang steht eine provozierende These. Sie will auf humorvolle Weise gewohntes Denken aufbrechen:
Die Pastoralpläne, die im deutschsprachigen katholischen Raum für ganze Diözesen oder pastorale (Groß-)Räume geschmiedet und formuliert werden, gleichen gewissermaßen Anleitungen für das Reiten eines toten Pferdes.
Mag. Martin Sindelar
leitet den Bereich Bibel. Liturgie. Kirchenraum im Pastoralamt der Erzdiözese
Wien (www.liturgie.wien) und ist selbständiger Referent und Berater für Veränderungsprozesse im kirchlichen Kontext (www.vollplan.at).