Versöhnungswirken gehört zum Grundauftrag der Kirche in der Nachfolge Jesu – der Kirche als Ganzes und der einzelnen Getauften in ihr. Der Beitrag verortet Versöhnungshandeln im Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch und zwischen Mensch und Mensch. Grundlage dafür ist die Reflexion biblisch bezeugter Erfahrungen und der Blick auf den rituellen Schatz der Kirchen. (Redaktion).
Univ.-Prof. P. Dr. Ewald Volgger OT ist Ordinarius am Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie der Katholischen Privatuniversität in Linz und Verfasser zahlreicher Publikationen zu Umkehr und Versöhnung.
Ingrid Fischer, Wien
Ritendiakonie in der krise
Kanonische Buße: Alte Heilswege neu beschreiten?
Abstract
Die Frage nach liturgischen Orten und Feiern der Versöhnung beantwortet sich nicht allein im Angebot von Beichte, Bußgottesdiensten und monatlichen „Stunden der Barmherzigkeit“. Sie verlangt auch eine Praxis, die an der individuellen krisenhaften Lebenswirklichkeit von Menschen ansetzt und diese sakramental-liturgisch in die heilende Gottesnähe (zurück)begleitet. Wer schwere Zeiten durchmacht, ist selten rasch damit fertig. Das Leben fundamental oder auch nur in einem Aspekt nachhaltig zu ändern, von fremder und eigener Schuld zu lassen, verlangt Mut und göttlichen Beistand: Gebrochene Herzen und schmerzende Wunden (Ps 147,3) heilen langsam – ein Wissen, das jeder medizinischen und psychotherapeutischen Behandlung zugrunde liegt und das sich im sakramental- liturgischen Versöhnungshandeln der Kirche (wieder neu) bewahrheiten könnte: Mögliche Erfahrungen gemeindlicher Weggefährtenschaft in Lebenskrisen.
Mag. DDr. Ingrid Fischer ist Wissenschaftliche Assistentin der „Theologischen Kurse“ in Wien und u. a. auch Mitglied in der Redaktion von „Heiliger Dienst“.
Hans Gerald Hödl, Wien
Rituale aus religionswissenschaftlicher Perspektive
Abstract HlD 69 (2015) 226–232
Der Begriff „Ritual“ umfasst im herkömmlichen Sprachgebrauch und auch in der Literatur ein breites Bedeutungsspektrum. Die Annährung aus religionswissenschaftlicher Sicht hebt die Verwendung des Begriffs ab von bloß gewohnheitsmäßigen Wiederholungen und von zwanghaften Handlungen. Der Beitrag geht der Frage nach, was liturgische Rituale von magischen unterscheidet, und gibt eine Typologie von Ritualen. (Redaktion).
Dr. phil. Mag. theol. Hans Gerald Hödl ist Ao. Univ.-Prof. am Institut für Religionswissenschaft an der Universität Wien. Zu seinen Schwerpunkten in Lehre und Forschung gehören u. a. Religionsästhetik, Afrikanische Religionen, Ritualtheorien.
Andreas Odenthal, Tübingen
Ritueller Raum
Der Gottesdienst als Ort von Lebens- und Glaubensgeschichten
Abstract HlD 69 (2015) 215–225
Rituale transportieren uraltes Menschheitswissen und können uns verbinden mit den Glaubens- und Lebenserfahrungen unserer Ahnen im Glauben. Der Beitrag erläutert die Verankerung von Ritualen im menschlichen Seelenleben und erschließt, wie christliche Liturgie zum Erfahrungsraum werden kann, in dem sich die Gnade Gottes immer neu ereignet. (Redaktion).
Univ.-Prof. Dr. Andreas Odenthal ist Ordinarius für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.
Teresa Schweighofer, Tübingen
Auf der Suche nach dem passenden Ausdruck
Alternative Rituale und Freie Ritualbegleitung in Österreich
Abstract HlD 69 (2015) 243–250
Seit einigen Jahrzehnten bieten Einzelpersonen, Vereine und Firmen die Begleitung und Durchführung individueller Rituale an. Diese sogenannte Freie Ritualbegleitung hat nicht zuletzt Auswirkungen auf Wahrnehmung, Planung und Durchführung kirchlichen Ritualhandelns. Hier soll ein erster Einblick in aktuelle Angebote und ihre Konsequenzen gegeben werden.
Mag.a Teresa Schweighofer, von 2012–2015 Assistentin am Institut für Praktische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien, ist seit September 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Praktische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät in Tübingen. In ihrer Dissertation befasst sie sich mit dem Selbstverständnis und dem Handeln Freier Ritualbegleiter/innen in Österreich.
Rainer Buland, Salzburg
Gottes-Spiel-Dienst
Ritual und Spiel in liturgischen Feiern, eine Bereicherung
Abstract HlD 69 (2015) 251–258
„Liturgie als Spiel“ überschrieb Romano Guardini eine seiner Annäherung an das Wesen gottesdienstlicher Feiern im Sammelbändchen „Vom Geist der Liturgie“ (1918). Wie nimmt ein Spielforscher aus seiner Perspektive dies wahr? Welche Erkenntnisse der Spielforschung können für das gottesdienstliche Feiern fruchtbar gemacht werden und welche Impulse können von ihr ausgehen? (Redaktion).
Ass.-Prof. Dr. Rainer Buland, ist Leiter des Instituts für Spielforschung an der Universität „Mozarteum“ sowie Leiter der Mozarteum KinderUNI.
Anna Morena Baldacci, Turin
Ritueller Charakter und Schönheit
Die ‚liturgische Partitur‘ zwischen Stille und Worten, Kreativität und Form
Abstract HlD 69 (2015) 259–268
In der Feier der Liturgie hallt Gottes Wort überall wider: in Gesten, Gebeten, Gesängen, den architektonischen Formen, in rituellen Gegenständen und Bildern, in Personen. Die gesamte Liturgie ist sozusagen durchdrungen von diesem angerufenen, ausgesprochenen oder nur still wachgerufenen Wort. Gott macht den Anfang: In der Liturgie „spricht nämlich Gott zu seinem Volk“ (Sacrosanctum Concilium 33), und er gibt uns Worte in der Vielstimmigkeit der Sprachen, von denen die Liturgie lebt und in denen sie sich ausdrückt. Die Ars celebrandi besteht daher in der Kunst der Komposition von Worten und Stille, Gesten und Gesängen, Gegenständen und Gebeten, durch die Gottes Handeln sich einprägt und dem Handeln von Männern und Frauen Form gibt. Übertragung aus dem Italienischen: Maike Bittmann / Rudolf Pacik
Dott.ssa Anna Morena Baldacci ist Dozentin für Liturgie an der Theologischen Fakultät, Sektion Turin, der Università Pontificia Salesiana.