Aspekte für eine Erneuerung des Sakramentes der Versöhnung
Eine Nachlese zur jährlichen Fortbildung für Beichtpriester in der Diözese Bozen-Brixen
Abstract
„Versöhnung ist in erster Linie Werk Gottes und wir sind ‚nur‘ aufgerufen, uns versöhnen zu lassen, zu antworten auf eine schon vorgängige Liebe Gottes. Dies scheint mir wichtig, weil in unserer katholischen Tradition die Moraltheologie vielleicht zu sehr den Finger auf die Sünden gelegt hat und das Bußsakrament vor allem als lästiges Bekenntnis, als Beichte der Sünden angesehen worden ist. Dabei ist etwas aus dem Blick geraten, dass in diesem Sakrament in erster Linie eine Begegnung mit Christus selber geschieht, mit der in ihm geoffenbarten Barmherzigkeit, ja mütterlichen und väterlichen Liebe Gottes, die sich mehr freut über jeden Sünder, der umkehrt, als über 99 Gerechte, die glauben, der Umkehr nicht zu bedürfen“ (Karl Golser)
Prof. P. Dr. Martin M. Lintner OSM ist Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen und Lehrbeauftragter für Ethik an der Freien Universität Bozen.
Gerd Häfner
Bibel im Blog
Theologie treiben im weltweiten Netz
Abstract
Das Internet bietet Chancen und Möglichkeiten, aktuelle theologische Inhalte zu vermitteln – und zwar weit über den engen Kreis derer hinaus, die einschlägige Fachzeitschriften lesen. Eine wesentliche Voraussetzung ist die Bereitschaft, auf die Fachsprache zu verzichten und Gedanken ungewohnt zu formulieren. Der Beitrag eines Exegeten mag als Beispiel dienen und auch für Liturgiefachleute sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger anregen. Er zeigt aber auch: Wer sich so engagiert, setzt sich aus. (Redaktion).
Prof. Dr. Gerd Häfner ist Professor für Biblische Einleitung an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität München sowie Mitglied der Schriftleitung der Münchener Theologischen Zeitschrift.
Albert Gerhards, Bonn
Das Sakrament der Versöhnung — form- und ortlos?
Überlegungen zur Reform des Bußsakraments
Abstract
In nicht wenigen Kirchen sind Beichtstühle aktuell zweckentfremdet als Abstellkammern oder Ähnliches, weil kein Bedarf der eigentlichen Nutzung mehr gegeben scheint. Andernorts werden die klassischen Beichtstühle umgebaut oder durch gänzliche Neugestaltungen ersetzt. Der Beitrag skizziert Veränderungen und deren Gründe und stellt beispielhafte Projekte vor. (Redaktion).
Prof. Dr. Albert Gerhards ist seit 1989 Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Bonn. Er ist Verfasser einer Vielzahl von Publikationen gerade auch im Schnittfeld von Kunst und Liturgie.
Ewald Volgger OT, Linz
Wie Versöhnung geschieht
Zur Frage nach dem Ort der Versöhnung
Abstract
Versöhnungswirken gehört zum Grundauftrag der Kirche in der Nachfolge Jesu – der Kirche als Ganzes und der einzelnen Getauften in ihr. Der Beitrag verortet Versöhnungshandeln im Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch und zwischen Mensch und Mensch. Grundlage dafür ist die Reflexion biblisch bezeugter Erfahrungen und der Blick auf den rituellen Schatz der Kirchen. (Redaktion).
Univ.-Prof. P. Dr. Ewald Volgger OT ist Ordinarius am Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie der Katholischen Privatuniversität in Linz und Verfasser zahlreicher Publikationen zu Umkehr und Versöhnung.
Ingrid Fischer, Wien
Ritendiakonie in der krise
Kanonische Buße: Alte Heilswege neu beschreiten?
Abstract
Die Frage nach liturgischen Orten und Feiern der Versöhnung beantwortet sich nicht allein im Angebot von Beichte, Bußgottesdiensten und monatlichen „Stunden der Barmherzigkeit“. Sie verlangt auch eine Praxis, die an der individuellen krisenhaften Lebenswirklichkeit von Menschen ansetzt und diese sakramental-liturgisch in die heilende Gottesnähe (zurück)begleitet. Wer schwere Zeiten durchmacht, ist selten rasch damit fertig. Das Leben fundamental oder auch nur in einem Aspekt nachhaltig zu ändern, von fremder und eigener Schuld zu lassen, verlangt Mut und göttlichen Beistand: Gebrochene Herzen und schmerzende Wunden (Ps 147,3) heilen langsam – ein Wissen, das jeder medizinischen und psychotherapeutischen Behandlung zugrunde liegt und das sich im sakramental- liturgischen Versöhnungshandeln der Kirche (wieder neu) bewahrheiten könnte: Mögliche Erfahrungen gemeindlicher Weggefährtenschaft in Lebenskrisen.
Mag. DDr. Ingrid Fischer ist Wissenschaftliche Assistentin der „Theologischen Kurse“ in Wien und u. a. auch Mitglied in der Redaktion von „Heiliger Dienst“.
Hans Gerald Hödl, Wien
Rituale aus religionswissenschaftlicher Perspektive
Abstract HlD 69 (2015) 226–232
Der Begriff „Ritual“ umfasst im herkömmlichen Sprachgebrauch und auch in der Literatur ein breites Bedeutungsspektrum. Die Annährung aus religionswissenschaftlicher Sicht hebt die Verwendung des Begriffs ab von bloß gewohnheitsmäßigen Wiederholungen und von zwanghaften Handlungen. Der Beitrag geht der Frage nach, was liturgische Rituale von magischen unterscheidet, und gibt eine Typologie von Ritualen. (Redaktion).
Dr. phil. Mag. theol. Hans Gerald Hödl ist Ao. Univ.-Prof. am Institut für Religionswissenschaft an der Universität Wien. Zu seinen Schwerpunkten in Lehre und Forschung gehören u. a. Religionsästhetik, Afrikanische Religionen, Ritualtheorien.
Andreas Odenthal, Tübingen
Ritueller Raum
Der Gottesdienst als Ort von Lebens- und Glaubensgeschichten
Abstract HlD 69 (2015) 215–225
Rituale transportieren uraltes Menschheitswissen und können uns verbinden mit den Glaubens- und Lebenserfahrungen unserer Ahnen im Glauben. Der Beitrag erläutert die Verankerung von Ritualen im menschlichen Seelenleben und erschließt, wie christliche Liturgie zum Erfahrungsraum werden kann, in dem sich die Gnade Gottes immer neu ereignet. (Redaktion).
Univ.-Prof. Dr. Andreas Odenthal ist Ordinarius für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.