Wer ist der Teufel in der Liturgie? …
und warum wir ihn brauchen
Abstract: H|D 77 (2023) 266–274
Auch wenn die Rede vom Teufel auf große Schwierigkeiten trifft und tatsächlich eine unheilvolle Geschichte mit sich bringt, kommt der Teufel in einigen liturgischen Handlungen vor. In diesem Beitrag wird die Rede vom Teufel und seine Rolle in der Tauffeier (Taufexorzismen und Absage), in denSachbeschwörungen und in den Exorzismen über „Besessene“ skizziert und der Frage nach einer zeitgemäßen Deutung des Teufels innerhalb der Liturgie nachgegangen: einer Figur, welche die Wirklichkeit des Bösen und die Macht Gottes über das Böse vor Augen führt.
Dr. Piotr Kubasiak
ist Studienleiter bei den Theologischen Kursen Wien und Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Universität Regensburg.
Ingrid Fischer
Vom Segen Gottes und der Kirche
Dürfen Paare, die in einer nicht von der Kirche anerkannten Beziehung leben, einen Segen erhalten? Ein zartes Signal aus Rom, das ein klares „Ja, aber“ bedeutet, könnte nicht unterschiedlicher in den Kirchen Europas, Amerikas und anderer Kontinente interpretiert werden. Was kann man dazu sagen, ohne das zarte Pflänzchen der Hoffnung auszureißen? Aber auch ohne zu beschönigen, was theologisch höchst unbefriedigend geblieben ist?
Ein Apostolisches Schreiben in kritischer Relecture
Abstract: H|D 77 (2023) 239–245
Erwartungsvoll begrüßt, hält das Apostolische Schreiben Desiderio Desideravi von Papst Franziskus weniger und anderes als seine Adresse an das „Volk Gottes“ verspricht. Eine kritische Analyse zeigt: Nicht die überfällige liturgische Bildung aller „lieben Schwestern und Brüder“ steht im Fokus, sondern die durch eine – hier betont sinnliche – ars celebrandi geformte („gebildete“) Spiritualität des Klerus, dem immer noch die eigentliche Mittlerrolle im liturgischen Geschehen zugeschrieben wird. So wird auch das für die gottesdienstliche Kommunikation unentbehrliche Symbolverständnis zwar allen Feiernden ans Herz gelegt, wirklich relevant erscheint es allerdings nur in Verbindung mit dem Handeln des Priesters. Sechzig Jahre nach Sacrosanctum Concilium ein für „gläubige Laien“ enttäuschendes Dokument.
Mag. DDr. Ingrid Fischer
arbeitet als Programmleiterin bei den Wiener Theologischen Kursen, AKADEMIE am DOM. Seit 2014 ist die Liturgiewissenschaftlerin Mitglied in der Redaktion von Heiliger Dienst.
Predrag Bukovec
Anders abgebogen
Wort-Gottes-Feier zwischen Konzilsanliegen und Rezeption
Abstract: H|D 77 (2023) 224–234
Die von den Konzilsvätern angeordnete Einführung der Wort-Gottes-Feier als neues liturgisches Format hat im deutschsprachigen Raum bis heute eine spannende Entwicklung genommen. Im Rückblick gleicht das Bemühen, dem Wort Gottes eine angemessene liturgische Realisation zu geben und zugleich eine Ersatzform für die sonntägliche Gemeindemesse zu finden, der Quadratur des Kreises. Die nachkonziliare Eigendynamik findet in kleinen Schritten wieder zurück zur ursprünglichen Intention. Der Beitrag schaut einerseits zurück auf das Erreichte und identifiziert andererseits Desiderate mit Blick auf die Zukunft.
Dr. Dr. Predrag Bukovec
ist Assistenzprofessor am Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholischen Universtität Linz und Redaktionsmitglied von Heiliger Dienst.
Peter Spichtig
ZWISCHENRUF: Wo sind die wirklich neuen Kirchenräume?
Abstract: H|D 77 (2023) 219–223
Der Beitrag lädt die Leserinnen und Leser und – allen voran – P. Winfried Bachler OSB, dem der beitrag gewidmet ist, auf einen imaginären Spaziergang durch einen typischen modernen Kirchenbau ein und weist dabei auf einige blinde Flecken hin.
Pater Peter Spichtig OP
ist Sekretär der Liturgischen Kommission der Schweizer Bischofskonferenz, fachlicher Mitarbeiter im Liturgischen Institut in Freiburg i. Ue. und Oberer der Dominikanergemeinschaft in Zürich.
Peter Planyavsky
THESAURUS MUSICAE SACRAE
Verschiedene Blickwinkel
Abstract: H|D 77 (2023) 211–218
Die Liturgiekonstitution (SC 112 u. 114) spricht vom Schatz der überlieferten Musik. Der Beitrag hinterfragt den Begriff Überlieferung und sensibilisiert dafür, dass in der (jüngeren) Vergagenheit mitunter ganz unterschiedliche Kriterien angelegt wurden, was als Schatz für die Liturgie zu bewahren wäre. Die Überlegungen führen in eine große Offenheit der Bestimmungen: Denn zu pflegen ist letztlich alles Kostbare, auch wenn es gerade eben entstanden ist oder erst entstehen wird.
Prof. Dr. Peter Planyavsky
ist ist ein österreichischer Kirchenmusiker und Komponist; er wirkte als Professor für Orgel, Improvisation und Liturgisches Orgelspiel an der Wiener Musikhochschule und war Leiter der Abteilung Kirchenmusik. Er widmet sich der kirchenmusikalischen Basisarbeit und schreibt Beiträge in Fachzeitschriften.
Judith Hahn/Stephan Winter
Kirche als performatives Ereignis
Ritual- und normtheoretische Überlegungen im Anschluss an die Liturgiekonstitution
Abstract: H|D 77 (2023) 190–210
Kirche ist Ritualgemeinschaft. Sie realisiert sich durch Liturgien. Die amtliche Kontrolle liturgischer Ordnungen ist daher nachvollziehbar – und ambivalent. Ein Schlüssel zur Weiterentwicklung von Liturgien könnte im kontrollierten Konventionsbruch zu suchen sein, der liminale Freiräume eröffnet.
Prof. Dr. Judith Hahn
ist Inhaberin des Lehrstuhls für Kirchenrecht an der Universität Bonn.
Prof. Dr. Stephan Winter
ist Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Universität Tübingen.