Die Spaltung zwischen „Arm und Reich“ ist nicht „gottgewollt“. Durch alle Kanonteile hindurch finden sich Strategien, diese Kluft zu bewältigen. Trotz aller Sozialkritik der Propheten, weisheitlicher Lehren und Sozialgesetze bleiben die sozialen Unterschiede ein relevantes Thema. Gott ist dabei auf der Seiten der Armen.
Dr.in Magdalena Lass
ist Assistenz-Professorin der alttestamentlichen Bibelwissenschaft an der Katholischen Privat-Universität Linz.
Andrea Taschl-Erber
»Nicht männlich und weiblich«
Zur Aufhebung hierarchischer Konstruktionen in Gal 3,28
Abstract: H|D 76 (2022) 267–272
In Gal 3,28 werden unter anderem hierarchische Geschlechterkonstruktionen infrage gestellt. Mit ihrem egalitären Ethos setzte die Formel in Gal 3,28 entsprechende Impulse für die ekklesiale Praxis frei. Andere Paulusbriefe nehmen diese Egalität jedoch wieder zurück und bleiben in traditionellen Geschlechterstereotypen verhaftet (vgl. 1 Kor 11). Der Beitrag befasst sich mit der Ambivalenz in den Aussagen des Paulus und seiner Nachfolger und zeigt die Folgen für heutige kirchliche Praxis auf.
Prof. Dr. Andrea Taschl-Erber
ist seit April 2022 Professorin für Exegese und Theologie des Neuen Testaments am Institut für Katholische Theologie an der Universität Paderborn. Davor war sie seit September 2019 Vizerektorin für Religiöse Bildung und Interreligiösen Dialog an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien / Krems.Wien.
Barbara Lumesberger-Loisl
Einheit in Vielfalt oder:
Zerstreuung als Chance
Lehren aus Gen 11 und der Apostelgeschichte
Abstract: H|D 76 (2022) 260–266
Der Beitrag untersucht Einheit und Einmütigkeit in der Erzählung des Turmbaus zu Babel (Gen 11) und in den Sammelberichten der Apostelgeschichte. Diesen Zeugnissen zufolge sind Uniformitätsbestrebungen nicht gottgewollt, Gottes Schöpfung entspricht vielmehr eine offene Vielfalt. Zerstreuung und Spannungen können unter diesem Blickwinkel als heilvolle Korrektur gegen Selbstabschottung und im Dienst der Ausbreitung des Evangeliums interpretiert werden. Die Geistkraft Gottes wirkt beides: Einmütigkeit und Identität in der Gemeinde sowie ihre Offenheit nach außen.
Mag.a Dr.in Barbara Lumesberger-Loisl
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Österreichischen Katholischen Bibelwerk, Wien.
Michael Schadler
"Singt dem Herrn ein neues Lied!"
Kantorenbücher im Überblick
Abstract: H|D 76 (2022) 250–256
Die hier präsentierte Übersicht soll Lust machen, unterschiedliche Behelfe abwechselnd zu nutzen, um so das Wort des Herrn immer wieder neu zu Gehör zu bringen.
Michael Schadler MA
ist Leiter im Referat für Kirchenmusik in der Diözese Graz-Seckau.
Andrea Ackermann
Ein Einheitsliederkanon für die Diözesen "Großdeutschlands
Die Rolle Österreichs im Erarbeitungsprozess 1942–1945/47
Abstract: H|D 76 (2022) 239–249
Aufgrund der seit 1933 stark gestiegenen Binnenmigration erarbeitete ab 1941/42 eine Expertenkommission im Auftrag der Fuldaer Bischofskonferenz einen Kanon von Kirchenliedern, die in allen Diözesen „Großdeutschlands“ in einheitlicher Text- und Melodiefassung gesungen werden sollten. Der vorliegende Beitrag nimmt besonders die Rolle der drei österreichischen Kommissionsmitglieder sowie die Interessen und Reaktionen in den österreichischen Diözesen in den Blick.
Dipl.-Theol.in Andrea Ackermann
Liturgiewissenschafts-Doktorandin, Mitarbeiterin am Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und an der Universität Regensburg. 2016–2020 Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Einheitslieder“ an der Mainzer Universität.
Otto Friedrich
Keine "Vorlesung" aus liturgischen Büchern
Die Liturgien der Wiener Gemeinde St. Ruprecht und ihre Freiheiten
Abstract: H|D 76 (2022) 234–238
Ausgehend von liturgischen Büchern – und im freien Umgang damit – entwickelt eine Gemeinden ihren „liturgischen Stil“: eine eigene Tradition, die nicht „Buch“ wird. (Redaktion)
Dr. Otto Friedrich
ist stv. Chefredakteur der Wochenzeitung DIE FURCHE, Gründungsmitglied der Gemeinde St. Ruprecht und Leiter des Liturgiekreises.
Hans-Jürgen Feulner
Zur Bedeutung von Rubriken in liturgischen Büchern
Abstract: H|D 76 (2022) 231–233
Rubriken oder rubrikale Anweisungen, die mit teil- oder universalkirchlich geregelten liturgischen Normen im Zusammenhang stehen, werden in der liturgischen Praxis zumeist als einengend empfunden, obgleich nur ein geringer Prozentsatz der Rubriken prohibitiv ist.
Univ.-Prof. Dr. Hans-Jürgen Feulner
ist Leiter des Fachbereichs Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie in der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.